Ich schreibe bewusst nicht gute oder richtige Entscheidungen. Was ist eine richtige Entscheidung? Ihr jetziges Leben ist so, wie es ist, weil sie Entscheidungen getroffen haben. Waren es gute oder schlechte Entscheidungen? Sie haben sich bewusst für einen Weg entschieden, auf Basis Ihres damaligen Wissenstandes. Würden Sie die Entscheidungen heute anders treffen? Vielleicht, weil Sie wissen, wie es gelaufen ist. Vielleicht nicht, weil Sie wissen, wie es gelaufen ist.
Unser Leben ist von Entscheidungen geprägt. Wir können es nicht vermeiden Entscheidungen zu treffen, wir müssen entscheiden. Ca. 20.000 Entscheidungen treffen wir täglich. Die meisten davon blitzschnell. Wir können von Glück sprechen, dass unser Unterbewusstsein (unser Bauch) uns hilft, viele Entscheidungen schnell zu treffen. Wir wären sonst den ganzen Tag damit beschäftigt. Steh ich auf oder nicht? Frühstücke ich Brot oder Müsli? Gehe ich zur Toilette oder nicht? Grüße ich den Nachbarn oder nicht? Und so geht es den ganzen Tag weiter.
Wenn ich hier über Entscheidungen spreche, meine ich aber die „großen“ Entscheidungen, die Ihrem Leben eine (andere) Richtung geben. Dort dürfte es auch keine Schwierigkeit für Sie sein, wenn bei einer Alternative die Vorteile offensichtlich auf der Hand liegen. Schwierig wird es, wenn für die eine Alternative viel spricht, aber für die andere Alternative auch oder Ihre Entscheidung nicht mit dem konform geht, was andere erwarten oder erhoffen.
Warum fallen uns Entscheidungen so schwer?
Wenn wir uns für etwas entscheiden, entscheiden wir gleichzeitig gegen die Alternativen. Wir haben Angst vor einer falschen Entscheidung. Vielleicht stehen wir dann schlechter da als vorher. Wir haben Angst vor den Konsequenzen. Vielleicht wenden sich einige aus meinem Umfeld ab? Wir haben Angst, dass wir etwas nicht schaffen. Sind wir dann Versager? Wir haben Angst, dass wir nicht alle Informationen haben. Und durchsuchen die nächsten 100 Webseiten nach Zusatzinformationen, vielleicht gibt es ja noch ein kleines Detail, was man wissen muss.
Keine Entscheidung zu treffen ist auch eine
Keine Entscheidung getroffen zu haben, bereuen wir mehr als eine falsche getroffen zu haben. Psychologen haben herausgefunden, dass bei uns nach dem Treffen einer Fehlentscheidung eine Art Schutzmechanismus einsetzt, der uns den Fehler nicht nur abhaken lässt, sondern die eingetretenen Umstände schöner erscheinen lässt, als sie vielleicht sind.
Was uns stärker als eine Fehlentscheidung belastet, ist das Gefühl, eine Chance verpasst zu haben. Kennen Sie den Gedanken: Hätte ich doch damals…?
Entscheidungen sind entscheidend für unser Leben,
denn sie entscheiden unser Leben
Was braucht man für Entscheidungen? Gefühl und Verstand
1982 wurde von einem portugiesischen Neurologen entdeckt, dass ohne Gefühl keine Entscheidung möglich ist. Ein Patient wurde am Gehirn operiert, verlor alle seine Gefühle und konnte sich nicht mal mehr entscheiden, welchen Radiosender er hören will. Bis dahin dachte man, Menschen entscheiden rational und Gefühle stören nur.
Das zeigt, dass wir uns sowohl Fakten anschauen, als auch auf unseren Bauch hören sollten.
Das wichtigste ist aber, dass wir uns Entscheidungen nicht abnehmen lassen. Wir sind verantwortlich für unsere Entscheidungen. Nicht der Staat, nicht die Familie, nicht die Freundinnen oder Kollegen.
Das kann etwas Angst machen. Denn oftmals wünschen wir uns klare Hinweise, ob etwas gut oder schlecht, richtig oder falsch ist. Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen, bedeutet aber auch frei zu sein. Wirklich frei zu sein, das eigene Leben zu gestalten.
5 Tipps, wie Sie besser Entscheidungen treffen können
1. Malen Sie den Teufel an die Wand
Was wäre der Worst-Case, wenn die Entscheidung „falsch“ wäre? Schreiben Sie es auf. Fragen Sie sich, ob es um Leben oder Tod geht? Oder gäbe es Stellschrauben, die die Richtung etwas ändern und die Veränderung wieder auf eine gute Bahn bringen?
2. Schlafen Sie drüber
„Ich muss da mal drüber schlafen.“ Der Ausspruch kommt nicht von ungefähr. Im Schlaf sortiert unser Gehirn unsere Gedanken. Nicht selten kommt es vor, dass wir früh aufwachen und die Lösung haben. Unser Unterbewusstsein weiß, was für uns richtig ist.
3. Setzen Sie sich nicht unter Druck
Wir machen uns Druck, die absolut richtige perfekte Entscheidung zu treffen. Sagen Sie sich an dieser Stelle, die perfekte Entscheidung, die sicher für die Zukunft alles vorhersieht, wird es nicht geben. Umstände können sich ändern und schon muss die getroffene Entscheidung etwas angepasst werden.
4. Setzen Sie sich eine Deadline
Wir schieben das immer wieder auf und lassen letztendlich doch alles beim Alten. Wenn Sie sich zu lange Zeit nehmen mit der Entscheidung, wird es Ihnen immer schwerer fallen. Sie sitzen quasi wie ein Kaninchen vor der Schlange mit Ihrer Entscheidung. "Aufschieberitis" hilft nicht.
5. Vertrauen Sie Ihrer Entscheidung
Wenn Sie einmal eine Entscheidung getroffen haben, stellen Sie die nicht mehr in Frage. Tun Sie alles in Ihrer Macht liegende, damit das eine richtige Entscheidung wird.
5 Tools, die Sie unterstützen, Entscheidungen zu treffen
1. Erstellen Sie eine Pro- und Contra-Liste
Das ist eine sehr bekannte Methode, aber wird trotzdem häufig vergessen. Machen Sie sich eine Liste mit allen Vor- und Nachteilen. Sammeln Sie diese je Option und vergleichen Sie. Gut ist auch diese Liste über eine gewisse Zeit zu befüllen. Vergessen Sie aber nicht Ihre Deadline zur Entscheidung.
2. Nutzen Sie eine Entscheidungsmatrix
Das ist eine Erweiterung der Pro- und Contraliste. Legen Sie Kriterien fest, die für Sie wichtig sind. Z.B. bei einem Jobwechsel: Gehalt, Arbeitsweg, Verantwortung etc. Geben Sie jedem Kriterium eine Wichtung (z.B. 3=sehr wichtig, 2=wichtig, 1=nicht ganz so wichtig). Bewerten Sie jede mögliche Option (z.B. 2=sehr gut, 1=gut, 0=schlecht). Multiplizieren Sie Wichtung und Bewertung und zählen Sie zum Schluss die Punkte zusammen.
Hier können Sie sich eine Vorlage herunterladen, die automatisch Ihre Bewertung berechnet.
3. Spüren Sie die Energie
Legen Sie Karten mit allen Optionen auf den Fußboden, stellen Sie sich drauf und versetzen sich rein. Wo fühlt es sich besser an? Nehmen Sie sich wirklich Zeit, wenn Sie sich in die Situationen reinversetzen. Was werden Sie machen, wie werden Sie sich fühlen? Mit wem werden Sie zusammen sein? Eine Klientin konnte sich gar nicht auf eine Karte stellen, damit stand fest, dass das definitiv keine Option war.
4. Machen Sie eine Zeitreise
Wie sieht Ihr Leben in 10 Tagen, 10 Monaten, 10 Jahren aus, wenn Sie die Entscheidung treffen oder eben nicht? Malen Sie sich das richtig aus und vor allem schreiben Sie das auf. Legen Sie beide „Lebenswege“ nebeneinander. Welches Leben wollen Sie leben? Welcher Mensch wollen Sie sein?
5. Werfen Sie eine Münze
Das hört sich albern an, aber spüren Sie in sich hinein, wie fühlt es sich an, wenn Kopf fällt? Schlecht? Dann wissen Sie, dass Zahl die bessere Entscheidung ist. Ich hatte eine Klientin, die sagte auf meinen Vorschlag die Münze zu werfen spontan „Oh Gott, wenn dann Kopf fällt“. Damit war die Entscheidung bereits gefallen. Ihr Bauch hat entschieden.
Wann haben Sie das letzte Mal eine große Entscheidung getroffen? Was ist Ihnen schwer gefallen, was leicht? Wie sind Sie vorgegangen? Schreiben Sie das gern in den Kommentar. Hat Ihnen der Artikel weitergeholfen? Dann teilen Sie es gern in Ihrem Umfeld.