Wenn man in ein Flugzeug steigt, erwartet man zu Recht, dass technisch alles perfekt ist. Aber gilt das auch für Dinge in unserem Alltag, die nicht lebensbedrohlich werden können? Wie sieht es hier mit Perfektionismus – also keine Fehler machen zu wollen – aus?

„Das Bessere ist der Feind des Guten“ ist ein Motivationsspruch, der sicher dazu beiträgt, sich ständig weiterzuentwickeln und im Leben nicht stehen zu bleiben. Hohe Ansprüche an sich zu stellen ist gut, solange das in einem gesunden Maß bleibt und man sich nicht permanent überfordert.

Es geht nicht darum, Anstrengung zu vermeiden, Mittelmaß abzuliefern und unzuverlässig zu werden. Es geht darum, sein Bestes zu geben und das mit einem angemessenen Einsatz.  

Antreiber für Perfektionisten sind Angst vor Ablehnung und Angst zu versagen. Dahinter steckt ein geringes Selbstwertgefühl. Dieses wurde stark in der Kindheit geprägt. Eltern von Perfektionisten hatten sehr hohe Ansprüche an ihre Kinder und belohnten Erfolge mit Liebe und Anerkennung. Zuneigung und Lob bekamen die Kinder nur, wenn alles tadellos war.

In der Hoffnung, das von den Eltern zu bekommen, versuchten Perfektionisten als Kinder, jeden Fehler zu vermeiden und immer die Besten zu sein. Im Unterbewusstsein hat sich eingeprägt: „Nur wenn ich perfekt bin, keine Fehler mache, werde ich gemocht und bin etwas wert“.

Perfektionismus ist ein Teufelskreis                         

Egal, was Sie erreichen, es ist nie gut genug. Die Suche nach Perfektion endet niemals und kann deshalb Ihr Selbstvertrauen ruinieren und dafür sorgen, dass Sie sich an Erreichtem nicht mehr erfreuen können. Stattdessen sehen Sie jeden noch so kleinen Fehler, über den Sie sich so sehr ärgern, als wäre das gesamte Vorhaben gescheitert.

Perfektionisten setzen Leistungen mit persönlichem Wert gleich und betreiben deshalb permanente Selbstoptimierung. Sie denken in Schwarz-Weiß-Kategorien. Was nicht perfekt ist, kann nicht gut sein. Wer Fehler macht, wird nicht anerkannt.

Job, Familie, Freizeit – gerade für Frauen muss alles perfekt sein. Der Anspruch, überall das Beste mit mindestens 150 % zu geben, macht uns aber unglücklich und krank. Es wird Zeit, die Ansprüche herunterzuschrauben, Perfektionismus abzulegen und etwas mehr Gelassenheit ins Leben zu bringen.

6 Tipps, wie Sie ungesunden Perfektionismus in den Griff bekommen:

1. Seien Sie gnädig mit sich selbst.

Hören Sie auf, sich selbst ständig zu kritisieren, wenn etwas nicht so klappt, wie Sie sich das vorgestellt haben. Hören Sie nicht auf Ihren inneren Kritiker, der Ihnen ständig ins Ohr flüstert, dass Sie nicht gut genug seien. Ständige Selbstzweifel ziehen runter und machen Sie mit jedem Mal unsicherer. So können Minderwertigkeitskomplexe beginnen.

2. Hören Sie auf, sich mit anderen zu vergleichen.

Der Vergleich ist der direkte Weg ins Unglück. Es gibt immer jemanden, der eine Sache besser kann als Sie. Konzentrieren Sie sich darauf, was Ihnen gut von der Hand geht, auf Ihre Stärken und arrangieren Sie sich mit Ihren (vermeintlichen) Schwächen. Schwächen machen sympathisch. Menschen, die nach außen völlig perfekt sind, wirken oft sehr kühl und unnahbar.

3. Schrauben Sie die Erwartungen nicht zu hoch – bleiben Sie realistisch.

Wunder sind selten. Warum aber erwarten Sie von sich, Wunder zu vollbringen? Prüfen Sie, ob Ihr Vorhaben wirklich realistisch ist. Setzen Sie sich machbare Ziele. Vor allem überprüfen Sie, welche Erwartungen Sie erfüllen wollen? Sind es Ihre oder suchen Sie nach Anerkennung und Bestätigung bei anderen?

4. Gestehen Sie (auch) sich Fehler zu.

Aus Fehlern lernen wir oft mehr als aus Erfolgen. Sehen Sie sie also nicht als Feind, sondern als Chance. Ohne Fehler hätte Kolumbus zum Beispiel nie Amerika entdeckt oder das Post-it wäre nicht erfunden worden. Versuchen Sie also nicht krampfhaft, Fehler zu vermeiden, indem Sie alles bis auf das kleinste Detail durchplanen. Vielleicht fangen Sie dann nie an. Das kann auch ein Grund für die Aufschieberitis sein.

5. Überlegen Sie, wer einen Unterschied zwischen gut und perfekt merken würde.

Was würde wirklich passieren, wenn Sie eine Aufgabe nicht perfekt, sondern lediglich gut lösen? Wer außer Ihnen würde den Unterschied merken? Und ist der Teil zwischen 100 und 150% wirklich ein Mehrwert für die jeweilige Aufgabe bzw. Situation? Lohnt es sich, sich dafür vielleicht bis zur Erschöpfung zu verausgaben?

6. Konzentrieren Sie sich auf Erfolge.

Führen Sie ein Erfolgstagebuch. Lassen Sie abends Ihren Tag Revue passieren, lenken Sie Ihren Fokus auf das, was Sie geschafft haben, und nicht darauf, was nicht. Nehmen Sie bewusst auch ganz kleine Erfolge auf, die für Sie eigentlich selbstverständlich sind. So schärfen Sie Ihren Blick auf das Positive. Am besten kombinieren Sie das mit einem Dankbarkeitsritual. Für welche (kleinen und alltäglichen) Dinge waren Sie an diesem Tag dankbar.

Sind Sie perfektionistisch veranlagt? Haben Sie Perfektionisten in Ihrem Umfeld? Wie gehen Sie damit um? Schreiben Sie das gern in den Kommentar. Wenn Ihnen der Beitrag gefallen hat, teilen Sie diesen gern.

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