„Das ist mal wieder typisch“, „Das kann nur mir passieren“, „Wie konnte ich nur?“, „Ich bekomm ja nix auf die Reihe“. Haben Sie ähnliche Sätze auch öfter in Ihrem Kopf. Fühlt es sich an, als ob jemand auf Ihrer Schulter sitzt und Ihnen diese zuflüstert? Diese Stimme wird häufig innerer Kritiker genannt.

Mein Standardspruch ist: „Ich bin ja selten dämlich“. Seit ich darauf achte, merke ich, wie oft ich das nicht nur denke, sondern auch sage. Ich war wirklich erschrocken darüber. Ich bin natürlich nicht dämlich 😉

Der innere Kritiker bewertet uns permanent. Er führt quasi eine Statistik über unsere Fehltritte. Wie bei einer Schallplatte mit Sprung, werden immer wieder ein und dieselben Themen wiederholt. Das ist bei jedem völlig verschieden und hängt u.a. (wie so häufig) von unseren Erfahrungen im Kindes- und Jugendalter ab.

Der innere Kritiker ist der Wächter unserer (falschen) Glaubenssätze. Immer und immer wieder will er uns weismachen, dass wir in irgendetwas nicht gut genug sind. Er schürt unsere Selbstzweifel und behindert uns.

Glauben Sie ihm nicht!

Er liebt Verallgemeinerungen

Er leitet aus einmaligen Situationen allgemeingültige Schlussfolgerungen ab. Ist die Kollegin unfreundlich zu Ihnen, kann die ganze Welt Sie nicht leiden. Hat eine Beziehung nicht geklappt, so haben Sie nie wieder Glück. Haben Sie den Job nicht bekommen, werden Sie nie erfolgreich.

Er macht aus einer Mücke einen Elefanten

Ein kleiner Fehler und die Welt bricht zusammen. Einmal was vergessen, schon bekommen Sie bestimmt Alzheimer. Er sieht nur die Fehler und macht sie so groß, dass Sie die kleinen vielen positiven Sachen und Erfolge gar nicht mehr sehen können.

Er kennt nur schwarz oder weiß

Entweder Sie sind Gewinner*in oder Verlierer*in. Sie sind Engel oder Teufel. Sie sind wunderschön oder stockhässlich. Für ihn gibt es nur entweder/oder. Er kennt kein Grau, kein vielleicht, kein sowohl als auch. Es gibt nur einen Weg.

Er setzt unterschiedliche Maßstäbe an

Er beurteilt Sie viel schärfer als andere. Bei anderen verzeiht er Fehler, nur Sie müssen vollkommen und perfekt sein.

Ich habe mal ein tolles Feedback für ein Seminar bekommen. Das war ein Thema, welches ich aus dem FF beherrsche und dementsprechend konnte ich viel weitergeben. Die Teilnehmer waren begeistert und was dachte ich…nein nicht ich, mein innerer Kritiker: „Die tun nur so, wahrscheinlich veralbern die mich, das war doch total normal“. Anstatt mich zu freuen.

Häufig merkt man es uns gar nicht an. Nach außen können wir oft den Schein wahren, aber innen fühlen wir uns unsicher, traurig und manchmal verzweifelt.

Können Sie dem inneren Kritiker kündigen?

Nein! Es ist wichtig zu verstehen, dass unser innerer Kritiker es eigentlich gut mit uns meint. Er will uns vor Enttäuschungen schützen. Wer keine Fehler macht, kann nicht kritisiert werden. Er mag keine Veränderungen, denn wenn man sich verändert, geht man neue Wege und da wird man vielleicht den einen oder anderen Fehler machen.

Es lohnt sich auch nicht, ihn zu bekämpfen. Das fördert nur seinen Widerstand und macht ihn noch stärker.

4 Tipps, wie Sie ihn besänftigen können

  • Achten Sie darauf, wie oft der innere Kritiker sich meldet.
    Machen Sie sich im ersten Schritt bewusst, wie oft das bei Ihnen passiert. Achten Sie auf die kleinen Gedankenblitze, wenn Sie sich schlecht fühlen, an sich zweifeln. Sie werden erstaunt sein, wie häufig das vorkommt.
  • Suchen Sie sich innere Helfer. Suchen Sie sich ein Gegenpart. Vielleicht hat Ihr Opa Sie immer motiviert, oder Ihre Tante hat Sie ermutigt Neues auszuprobieren. Vielleicht hat eine Lehrerin Sie immer besonders gefördert. Wenn Sie in einer schwierigen Situation sind und Ihr innerer Kritiker sich meldet, dann holen Sie sich bewusst diese Person vor Augen. Stellen Sie sich vor, wie Sie Ihnen zulächelt und sagt: "Du schaffst das","Du bist gut".
  • Geben Sie ihm recht...
    ... aber relativieren Sie die Aussage. Sagt er z.B.: "Du bist ja wieder mal doof, warum hast Du denn "XY" vergessen", erwidern Sie: "Ja, Du hast recht, das ist jetzt wirklich ungünstig, dass ich das vergessen habe. Ich werde aber das Beste aus der Situation machen".
  • Nutzen Sie Visualisierungen zur Motivation. Suchen Sie sich Sprüche, die Sie motivieren z.B.: "Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.", "Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen", "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen". Schreiben Sie diese auf und hängen sie an die Stelle, wo Sie oft vorbei kommen oder nehmen sie als Hintergrund für Ihr Handy. Es gibt auch schöne Karten. Diese habe ich z.B. kürzlich von einer Freundin geschenkt bekommen und finde sie sehr gut:

Das sind kleine „Übungen“, die Sie in Ihren Alltag integrieren können. Probieren Sie es aus.

Während ich diesen Artikel schreibe, meldet sich mein innerer Kritiker natürlich auch. „Jetzt kommst Du auch noch mit diesem Thema. Du siehst doch, wie oft darüber schon geschrieben wurde. Was ist denn jetzt der Mehrwert?“ Meine Antwort: „Ja, auch ich schreibe nochmal über dieses Thema, weil es zur Persönlichkeitsentwicklung dazu gehört und ich schreibe anders als andere.“

Wann meldet sich bei Ihnen Ihr innerer Kritiker? Wie gehen Sie damit um? Schreiben Sie es gern in den Kommentar.

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