Manch einem, der das Wort Disziplin hört, sträuben sich die Nackenhaare und er denkt an Zucht und Ordnung. Man erinnert sich vielleicht an die Schulzeit oder an den Spruch des Vaters: „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, wird hier gemacht, was ich sagen.“

Disziplin ist häufig negativ belegt. In dem Fall verbindet man das mit dem Einhalten von bestimmten Vorschriften und vorgeschriebenen Verhaltensregeln.

Ich finde das Wort Disziplin überhaupt nicht schlimm. Vielleicht, weil ich es vorrangig mit der zweiten Definition im Duden verbinde. Demnach ist Disziplin „das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen“.

Das geht eher in die Richtung Selbstdisziplin. Also, inwieweit kann ich mich zusammenreißen, auf schöne und angenehme Dinge zu verzichten, um notwendige für mein Ziel zu tun, auch wenn diese gerade nicht so viel Spaß machen und anstrengend sind.

Schon Goethe sagte: „Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun“.

Disziplin ist der Schlüssel zum Erfolg.

Dafür gibt es auch Experimente, die das aufzeigen. In den Jahren 1968 bis 1974 führte der Psychologe Walter Mischel mit vierjährigen Kindern eine Reihe von  Experimenten, den sog. Marshmallow-Test, durch. Den Kindern wurden Süßigkeiten angeboten und sie wurden vor die Wahl gestellt, entweder die Süßigkeit gleich zu essen oder wenn sie 15 Minuten darauf verzichten, später eine zweite zusätzlich zu bekommen.

Die Kinder wurden ca. 14 Jahre später noch einmal eingeladen und es gab erstaunliche Erkenntnisse.

Diejenigen, die als kleine Kinder geduldig und selbstbeherrscht waren, waren als junge Erwachsene zielstrebiger und erfolgreicher in der Schule, konnten besser mit Rückschlägen umgehen und nahmen seltener Drogen. Die anderen Kinder hingegen, die im Kleinkindalter nicht auf schnelle Befriedigung verzichten konnten, standen den geduldigeren Kindern in allen Bereichen nach, obwohl sie nicht weniger intelligent waren.

Die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub, also der Verzicht auf schnelle Befriedigung der Bedürfnisse zugunsten eines langfristig höheren „Ertrages“, ist demnach der Schlüssel zum Erfolg. Diese Fähigkeit ist mehr als pure Willenskraft. Es ist eine Mischung aus Geduld, Selbstkontrolle, Ausdauer und Frustrationstoleranz (die Frustration der Kinder kann man in den Videos teilweise sehr gut sehen 😉 )

Was ist Ihr Marshmallow?

Jeder kann das Experiment auf sich und seinen Alltag übertragen. Wo können Sie nicht widerstehen? Auf was können Sie nicht verzichten?

  • auf Schokolade, Chips und Co – statt Obst und Gemüse
  • auf gemütlich auf der Coach sitzen – statt Sport zu machen
  • auf Fernseher, Facebook und Smartphone – statt eine Aufgabe zu erledigen
  • und und und ???

Das  Aufschieben und Vermeiden von Aufgaben ist ebenso eine Disziplin-Frage. Diese „Aufschieberitis“ wird wissenschaftlich als Prokrastination bezeichnet. Aufgaben, vor allem unangenehme, werden immer wieder verschoben, bis es gar nicht mehr geht. Man lenkt sich mit Kleinigkeiten ab, schiebt Ausreden vor und verfällt manchmal sogar in Aktionismus. Dann hakt man eine Liste nach der anderen mit allem Möglichen ab (man hat ja so viel zu tun).
Dabei will man sich nur vor der einen, unangenehmen Aufgabe drücken.

Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Im Hinterkopf schwirrt dieses Thema immer herum und Sie sind nicht frei, sich wirklich auf andere Sachen zu konzentrieren. Sie machen sich unterschwellig vielleicht ständig Vorwürfe, dass Sie so willensschwach und undiszipliniert sind. Das kann an Ihrem Selbstvertrauen nagen.

Deshalb: Erledigen Sie Unangenehmes, Aufwendiges oder Anstrengendes sofort, dann ist es vom Tisch und Sie können einen dicken Haken auf Ihrer Liste machen und nicht nur ein kleines Pseudo-Häkchen.

3 Tipps, wie Sie Ihre Selbstdisziplin und Willenskraft trainieren können.

  • Definieren Sie ein klares Ziel. Wirklich ganz konkret mit einem Datum, bis wann Sie es erreicht haben wollen. Rufen Sie sich das immer ins Gedächtnis, wenn Sie merken, dass die „Aufschieberitis“ Sie überfällt oder etwas anderes gerade so verlockend erscheint. Das ist Ihr „Warum“ und wird Ihre Disziplin stärken.
  • Nehmen Sie sich nicht zu viel vor. Konzentrieren Sie sich auf ein bis zwei Dinge. Vor allem beginnen Sie mit kleinen Vorhaben. Vielleicht sind es neue Angewohnheiten, die Sie sich aneignen wollen. Bleiben Sie 4 bis 6 Wochen konsequent dabei. Solange braucht es, bis diese sich wirklich im Gehirn verfestigt haben. Danach kostet es keine große Willenskraft mehr, das beizubehalten.
  • Schreiben Sie es auf und verpflichten Sie sich. Am besten sogar gegenüber Freunden. Das ist ein Ansporn, um durchzuhalten. Wer will schon gern als „Versager“ dastehen.

Selbstdisziplin hat aber nichts damit zu tun, sich unnötig zu quälen. Keiner hat unendliche Willenskraft. Deshalb überstrapazieren Sie diese nicht. Kasteien Sie sich nicht in allen Bereichen, nur um sich und anderen zu beweisen, wie selbstbeherrscht Sie sind. Dann zieht das Leben an Ihnen vorbei.

Es geht darum, die eigenen Bedürfnisse und Träume zu erfüllen. Konzentrieren Sie sich deshalb auf die Dinge, die Ihnen wirklich wichtig sind, um Ihre aktuellen Ziele zu erreichen.

Wie steht es um Ihre Disziplin? Wie motivieren Sie sich, notwendige Dinge zu tun, auch wenn diese nicht so angenehm sind. Schreiben Sie das gern in den Kommentar.

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